Podcast: So viel kostet ein Jahr Work and Travel in Australien mit Lisa Ritter

Australien - Spanien

Wer mich etwas kennt, weiss dass Australien eines meiner absoluten Lieblingsländer ist und ich lange Zeit dort verbracht habe. Eine tolle Möglichkeit das Land zu entdecken ist das Work & Travel Visa. Dieses hat auch mein Podcast Gast Lisa benutzt und war so 11 Monate lang in Australien unterwegs.

Dabei hat sie all Ihre Ausgaben super detailliert festgehalten und viele tolle Tipps wie ihr euren Aufenthalt finanzieren könnt. Lisa hat sich zum Beispiel einen Campervan gekauft um so flexibel unterwegs zu sein und Übernachtungskosten zu sparen. Was ihr dabei beachten solltet und viele gute Tipps rund um Australien und das Work und Travel Visa gibt es in der heutigen Podcast Folge. 

Erfahre in dieser Episode ein Jahr Australien:

  • Welche sechs Dinge du für eine Australienreise brauchst
  • Welchen Anfängerfehler du vermeiden solltest
  • Wieviel Gepäck du brauchst
  • Was du beim Autokauf in Australien beachten solltest
  • Wo du günstig Lebensmittel einkaufen kannst
  • Wieviel Geld du als Reisebudget einplanen solltest


Shownotes über 
ein Jahr Australien:

Sebastian: Herzlich willkommen zu einer neuen Off The Path Podcast Folge. Heute haben wir ein ziemlich spannendes Thema, eins meiner Lieblingsländer, und zwar geht es heute um Australien. Ich habe Lisa zu Gast. Hallo Lisa!

Lisa: Hallo!

Sebastian: Du bist vorletztes Jahr in Australien gewesen und ich habe vor kurzem auf Facebook in einer Australien Gruppe deinen Beitrag gesehen, wo du deine ganzen Kosten deiner Reise aufgeschrieben und veröffentlicht hast. Da bist du wirklich sehr detailorientiert, vielleicht sogar ein bisschen Deutsch detailorientiert, vorgegangen und hast wirklich jeden einzelnen Cent aufgeschrieben, was mir sehr, sehr gut gefallen hat. Man findet im Internet immer so unglaublich viele Ratgeber über Australien, aber die sind alle sehr grob gehalten. Deiner war einer der ersten, die ich gefunden habe, die sehr detailliert sind, was mir sehr gut gefallen hat, weshalb wir heute dieses Gespräch führen.

Du warst letztes oder vorletztes Jahr dort?

Lisa: Ich war von Ende Juni 2014 bis Anfang Juni 2015 in Australien, also 11 Monate.

Sebastian: Cool! Was hast du in diesen 11 Monaten alles erlebt? Was waren deine High- und deine Lowlights? Fangen wir damit mal an.

Lisa: Mein Lowlight, was im Nachhinein zum Highlight wurde ist tatsächlich, dass ich in Australien am ersten Tag, als ich gelandet bin, ohne Geld dastand, durch eine kleine Dummheit von mir, weil ich mit DKB runtergeflogen bin. Ich habe dort eine Kreditkarte und dachte mir nichts dabei. Ich habe gedacht, ich kann da immer überall Geld abheben. Lisa hatte nur nicht bedacht, dass man vorher auf seine Kreditkarte auch Geld überweisen muss und hatte dann am ersten Tag kein Geld. Das war definitiv eine Aufregung und ein Abenteuer für sich. Was sich aber am nächsten Tag alles wieder aufgeklärt hatte. Von daher, ziemlich coole Geschichte im Nachhinein.

Sebastian: Okay, du bist also nach Australien gereist. War das das erste Mal, dass du allein weg von zuhause weg warst?

Lisa: Ja, genau. Ansonsten war ich immer mit der Familie unterwegs und Australien war wirklich das erste Mal, wo ich dann alleine weg war.

Sebastian: Und dann standest du erstmal ohne Geld da?

Lisa: Ja.

Sebastian: Wie hast du das gelöst?  

Lisa: Ich habe gedacht: Wenn ich jetzt kein Geld ziehen kann, dann überweise ich mir einfach welches. Das Problem war nur, dass ich einen ziemlich schlechten Computer hatte und auch keinen Akku. In die Steckdose konnte ich mein Ladekabel auch nicht stecken, weil ich noch keinen Adapter hatte; den musste ich mir noch kaufen. Dann dachte ich, ich trampe in die Stadt und dann wird es schon jemanden geben, der mir helfen kann. Ich habe dann auch ziemlich schnell jemanden gefunden, der mich mitnimmt. Da war aber immer noch das Problem, dass ich kein Geld hatte und da ich aber noch ein bisschen warten sollte, bis der mich mitnehmen konnte, habe ich weiter nach Leuten gesucht, die schneller in die Stadt fahren. Ich bin in Darwin gelandet und da war sowieso ein Backpacker-Hotspot, also dachte ich mir: Kein Problem.

Dann habe ich am Flughafen zwei ältere Frauen getroffen, die sind nicht gelandet sondern weggeflogen und die haben mich mit einem Lächeln willkommmen geheißen und haben mir 50 Dollar in die Hand gedrückt. Das war schon krass!

Sebastian: Geil!

Lisa: Ja, ich wollte es erst auch gar nicht annehmen und habe immer abgelehnt “Ich habe ja eigentlich Geld, ich komme nur nicht dran”. Die haben da aber auch gar keine Widerrede gelten lassen und die haben mich über den ersten Tag gebracht.

Sebastian: Krass! Das ist so typisch Australien Welcome to Australia, hier are 50 Bucks.

Lisa: Ja, genau, das war einfach Hammer. Das war wirklich der perfekte Einstieg.

Sebastian: Das hört man immer wieder aus Australien, dieses total Offene und dieses Menschliche, was Australien so australisch macht. Wahrscheinlich ist das nicht das letzte Mal gewesen, dass du so herzlich empfangen worden bist.

Lisa: Ja, wirklich jeden Tag begegnet einem irgendwas und wenn es nur eine Person ist, aber die ist dann besonders herzlich. Diese Offenheit und dieses Multikulturelle – krass!

Sebastian: Unglaublich! Dabei hätte ich gar nicht gedacht, dass dein Start in Australien so holprig gewesen wäre, denn du bist so penibel und so ordentlich an die ganze Sache rangegangen. Wie du deinen Blogpost über deine Ausgaben geschrieben hast. Dass du nicht den Eindruck machst, dass du so unvorbereitet nach Australien gereist bist.

Lisa: Das ist aber noch nett ausgedrückt! Ich bin alles andere als gut vorbereitet – bei all meinen Reisen. Ich bin ziemlich chaotisch: Ich gehe erstmal los und dann gucke ich, was ich dort machen muss. Meistens geht das dann nach hinten los und ich stehe erstmal da und weiß nicht was ich machen soll.

Sebastian: Das kenne ich! So organisiere ich meine Reisen mehr oder weniger auch und das wäre jetzt eigentlich auch meine nächste Frage gewesen: Wie hast du deine Reise organisiert? Du hast zum Beispiel in deinem Blogpost, den wir natürlich auch in den Shownotes verlinkt haben für alle zum Nachlesen, geschrieben, dass du auch aus Deutschland schon die ersten Dinge organisiert hast und da die ersten Kosten angefallen sind.

Wie hast du das alles organisiert und wie bist du da vorgegangen?

Lisa: Ich habe damals natürlich selber auf ganz vielen Blogs gelesen, was man alles so braucht und mir gedacht: Das ist so viel, das schaffe ich gar nicht. Das ist so unübersichtlich. Ich vergesse da bestimmt was und habe mir dann eine Liste gemacht und das Unwichtige rausgestrichen. Dann ist mir aufgefallen: Das sind ja nur 6 Sachen, die ich brauche. Das wäre zum einen der Reisepass – der kostet in Thüringen ca. 37 Euro. Da gibt es auch verschiedene Größen, wo sich die Preise natürlich unterscheiden, aber der kleinste liegt bei 37 Euro – mehr ist auch nicht nötig. Dafür braucht man dann ein biometrisches Foto. Zusätzlich holt man sich noch einen internationalen Führerschein, wenn man in Australien Auto fahren möchte. Das Visa, der Rucksack – wenn man nicht schon einen hat und das Ticket. Das war's im Prinzip.

Sebastian: Hm, das hast du auf deinem Blog auch super aufgelistet. Da bist du auf 1.047 Euro gekommen.

Lisa: Genau.

Sebastian: Was ziemlich spannend ist: Ich konnte mich daran nicht mehr erinnern. Ich hatte damals auch ein Work & Travel Visa – das hattest du beantragt, oder?

Lisa: Genau.

Sebastian: Da hat mich damals 278 Euro gekostet.

Lisa: Genau, ich glaube auf der Webseite war das angegeben mit 360 Dollar und als es dann von meinem Konto abgegangen ist, habe ich gesehen, dass es 278 Euro waren.

Sebastian: Cool! Also ist das wahrscheinlich durch den Wechselkurs so gewesen. Heutzutage wäre das natürlich noch ein bisschen mehr, weil der Euro schwächer ist und der australische Dollar stärker, aber … um die 300 Euro. Und du hast dir natürlich vorher noch einen Rucksack für deine Reise gekauft. Was war das für einer?

Lisa: Das war ein Vaude.

Sebastian: Weißt du noch ungefähr, wieviel Liter du dabei hattest?

Lisa: Ich glaube, das waren 60 Liter, die man auf 80 erweitern konnte – viel zu groß!

Sebastian: Also typisches erste Mal Reisen, ich brauche noch für den Fall der Fälle.

Lisa: Ja genau, so ungefähr. Das war ein Monstrum. Insgesamt bin ich auf 25 Kilo gekommen und ich habe mich wirklich totgeschleppt. Jetzt würde ich auf alle Fälle unter 50 Liter bleiben.

Sebastian: Ja, deshalb hast du die 50 Dollar bekommen. Die Damen hatten ein schlechtes Gewissen. Die hatten Mitleid mit dir, weil du so abgequält aussahst.

Lisa: Ja vermutlich. Ich war knallrot im Gesicht. Darwin war so mega heiß. Ich habe gedacht, ich überlebe den ersten Tag nicht vor Hitze.

Sebastian: Ja, das glaube ich! Aber das ist der typische Anfängerfehler, wenn man das überhaupt Fehler nennen mag. Man macht diese Erfahrung und dann merkt man im Nachhinein, dass 40 oder 50 Liter reichen. Aber das sehe ich immer wieder. Die E-Mails die ich bei Off The Path bekomme, da sagen alle “Ja, ich nehme mal so einen 80 Liter mit. Das ist das größte was es gibt, weil dann kann ich so viel mitnehmen” und die kommen dann immer alle zurück und sagen “Okay, du hast recht gehabt: Das war ein Fehler.”

Lisa: Grundsätzlich sagt man: Je kürzer der Urlaub, desto größer kann das Gepäck sein, weil man sich dann nicht viel bewegt. Bei Kurzurlauben ist man ja meistens in einem Hotel und benutzt das als Base und als Backpacker reist du viel rum. Du bist im Prinzip jeden Tag unterwegs und musst meistens auch den großen Rucksack mitnehmen. Und je länger du unterwegs bist, desto öfter musst du ja sowieso deine Wäsche waschen. Deswegen lohnt es sich gar nicht, Klamotten für einen Monat mitzunehmen, weil du sowieso einmal die Woche waschen kannst. Dann brauchst du auch noch einmal Klamotten für einmal die Woche und hast dafür mehr Spaß, weil du nicht so viel tragen musst.

Sebastian: Ja, das finde ich ist übrigens auch ein sehr guter Tipp, den ich so noch nicht gehört habe und so auch noch nicht gegeben habe: Je länger die Reise, desto weniger Gepäck brauchst du. Das stimmt, absolut. Das muss ich gar nicht wiederholen, das hast du wunderbar erklärt. Ich hoffe, dass sich jetzt viele Leute Notizen machen und sagen “Mensch, natürlich! Ich nehme dann mal lieber nur 40 Liter mit und vielleicht 10 bis 15 Kilo”.

Dann hast du natürlich auch noch 500 Euro für dein Ticket ausgegeben – Oneway nach Australien. Was ich ziemlich cool finde: Du hast nicht, wie viele andere, sofort ein Return-Ticket gekauft, weil du wahrscheinlich erstmal abwarten wolltest, wie lange du bleibst, weil du dir nicht sicher warst oder wie kam das?

Lisa: Es gibt ja die Möglichkeit ein zweites Jahr dranzuhängen, durch Farmarbeit oder was auch immer man sich da raussucht und ich war mir nicht sicher, ob ich das zweite Jahr gleich dranhängen möchte oder ob ich ein ander Mal wiederkomme oder ob es mir gar nicht gefällt und nach drei Monaten wieder nach Hause fliegen möchte. Das war einfach nicht absehbar und da habe ich gedacht, ehe ich mir ein Ticket kaufe und da mit dem Umbuchen Probleme bekomme oder sogar mehr Geld ausgeben muss, weil ich den Rückflug nicht wahrnehme, dann nehme ich erstmal nur Oneway.

Sebastian: Ja, das ist wahrscheinlich eine sehr gute Entscheidung gewesen, oder?

Lisa: Ja und es war vor allem auch sehr billig, weil ich da mit den Flughäfen offen geblieben bin. Ich bin in Darwin gelandet. Nehmen wir jetzt mal an, ich reise ein Jahr rum und dann bin ich in Perth, zum Beispiel. Das ist ja an der Westküste, ganz unten im Süden. Hätte ich mir jetzt ein Rückflugticket von Sydney aus gebucht, dann hätte ich den ganzen Weg von Perth wieder nach Sydney gemusst. Das wären riesige Transportkosten gewesen, die einfach nicht notwendig wären. So hätte ich mir zum Beispiel ein Rückflugticket von Perth gekauft, wenn ich dann dort angekommen wäre.

Sebastian: Ja, sehr, sehr gut. Als du in Darwin angekommen bist und die Sache mit dem Geld und er DKB gelöst hast und dann gemerkt hast, dass du regelmäßig Geld auf deine Kreditkarte überweisen musst, damit du Geld abheben kannst – hast du dann irgendwann genug Geld auf deine Kreditkarte überwiesen, um dir ein Auto zu kaufen.

Lisa: Ja genau. Ich habe dann für 3.000 Dollar ungefähr mir einen Camper-Van gekauft. Das war Ende Juli/Anfang August. Meine Beweggründe waren einmal, dass ich dadurch total flexibel bin und kann wann immer ich möchte und wo immer ich hin will einfach hinfahren. Ich bin nicht angewiesen auf Bus und Bahn und Flugzeuge oder irgendwelche Touren – ich kann das einfach selber machen. Es ist natürlich viel billiger, weil ich kann nämlich auch drin schlafen. Dann habe ich keine Unterkunftskosten mehr. Ich habe schon für 10 Dollar auf einem Balkon geschlafen, aber man kann natürlich auch 46 Dollar im Hostel pennen. Und in Darwin mit 34 Dollar ist man dann so gut dabei, dass das Geld schneller weg ist, als man es verdient. Das war natürlich die billigste Variante überhaupt: einmal 3.000 Dollar gezahlt und da kann ich das ganze Jahr drin schlafen, kostenlos. Ich bezahle nur den Sprit, den ich verfahre oder ich bezahle 10.000 Dollar in drei, vier Monaten für Unterkunft in Hostels.

Sebastian: Hm, jetzt ist ein Autokauf in Australien sowas wie russisches Roulette spielen. Die Chancen dabei auf die Fresse zu fallen sind ziemlich hoch, denn jeder verarscht sich ja gegenseitig. Die Autohändler verarschen die Backpacker; die Backpacker verarschen sich gegenseitig mit ihren Autos und reden den Zustand eines Autos schöner, als er eigentlich ist. Hast du Glück gehabt oder bist du auch auf die Fresse gefallen?

Lisa: Ich würde sagen: Ich hatte Glück beim auf die Fresse fallen.

Sebastian: Du bist also noch auf den Händen gelandet und nicht im Gesicht.

Lisa: Ich habe mir einen Camper-Van gekauft. Ich glaube, das Bild sieht man sogar auf dem Header von meinem Blog. Ich habe dieses Auto geliebt. Das sah einfach so verrückt aus, das war perfekt für mich. Es war in wirklich keinem guten Zustand. Die Beifahrertür konnte man nicht mehr abschließen mit dem Schlüssel, das musste ich von innen machen und einfach diesen Knopf runter drücken, weil da nämlich schon mal jemand versucht hat einzubrechen und das Schloss war kaputt. Die Fenster haben nicht richtig geschlossen und beim Regen hat es halt reingeregnet. Die Bremsen waren auch nicht mehr so toll. Bergab konnte der Motor nicht mehr bremsen, das heißt, ich musste aktiv mitbremsen. Dann sind mir die Bremsen heiß gelaufen, das war auch nicht so sicher. Und bergauf musste ich im ersten Gang fahren, weil der Motor zu schwach war.

Das wusste ich aber alles vorher nicht, weil ich habe das Auto in Cairns gekauft und in Cairns gibt es keine Berge, um das zu testen. Da ist alles flach. Das war schon gut gemacht. Aber es war trotzdem die beste Entscheidung. Der hat durchgehalten bis Melbourne und dann wollte ich den selber verkaufen. Das hat nicht so geklappt, wie ich mir das gedacht habe, aber das ist dann eine andere Geschichte.

Sebastian: Das ist aber echt krass und das ist genau das, was ich meine, mit diesem Autokauf in Australien. Dass das so ein Spiel von Russischem Roulette ist, weil ich sehr wenige Geschichten kenne von Leuten, die wirklich Glück gehabt haben.

2008 habe ich in Australien in Brisbane gelebt und auch ich habe mir damals ein Auto gekauft und da bin ich auch mega auf die Fresse gefallen. Ich habe 4.000 Dollar für das Auto ausgegeben, das war so ein Four Wheel Drive und musst dann nochmal – als ich das habe inspizieren lassen – 3.000 Dollar investieren, damit ich mit dem überhaupt fahren darf. Das ist immer so eine Sache.

Jetzt hast du gesagt, du hast auch in dem Auto geschlafen, aber in Australien darf man doch nicht wild campen.

Lisa:  Ja, ja.

Sebastian: Und Campingplätze kosten auch extrem viel Geld, also weniger als ein Hostel, aber schon noch um die 10 – 25 Dollar. Wie hast du das gemacht? Hast du einfach drauf geschissen und hast dich in irgendeinen Busch gestellt und gehofft, dass da niemand kommt, oder wie hast du das gelöst?

Lisa: Also, das ist total interessant. Da kommt bald ein Artikel raus, den ich genau über das Thema geschrieben habe und zwar sagen die Backpacker, du darfst überall dort campen, wo kein Schild steht, das es dir verbietet. Das ist eine ganze nette Ausrede, funktioniert so aber nicht ganz. Die Behörden und die Polizei sagen, du darfst überall dort campen, wo es dir ein Schild ausdrücklich erlaubt. Es gibt natürlich kostenlose Campingplätze oder Raststätten, wo man sich hinstellen kann. Die gibt es aber nicht wie Sand am Meer. Ich habe das immer so geregelt: Wenn ich respektvoll mit den Australiern umgehe und freundlich bin, dann sind die das auch zu mir. Ich würde zum Beispiel auch nicht wollen, dass sich jemand einfach in meinen Vorgarten packt mit seinem Camper oder seinem Zelt und ich da früh aufwache und da steht ein Zelt vor meiner Haustüre. Also habe ich mir immer abgelegene Plätze gesucht, wo es nicht so auffällig war. Zum Beispiel nicht nachts unter eine Laterne gestellt, sondern irgendwo hinter einen Busch oder auf einem Parkplatz, der ein bisschen abgelegener ist. Der hat dann meistens sogar auch Toilettenräume oder sowas, das ist natürlich ganz praktisch. Manchmal haben die auch Duschen oder ich habe mich an den Strand gestellt. Nicht direkt vor der Skyline von irgendeiner Stadt und natürlich alles ein bisschen außerhalb. Im Outback sind natürlich auch manchmal kleinere Städte, die haben extra kostenlose Campingplätze, weil sie mehr Leute anziehen möchten. Sowas habe ich mir rausgesucht und wenn das nicht funktioniert hat und wenn es da nichts gab, dann habe ich mir ruhige Plätze rausgesucht und habe dort bei den Leuten, die dort wohnen, nachgefragt. Zur Not habe ich auch geklingelt, freundlich und habe denen gesagt: Hört zu, ich bin Backpacker; ich bin alleine unterwegs; ich würde gerne über Nacht mein Auto hierhin stellen und hier schlafen. Wäre das für euch okay? Fühlt ihr euch da gut mit? Wenn ihr sagt “Nee”, dann fahre ich weiter. Da müsst ihr euch keine Sorgen machen.

Dann habe ich mich denen ganz nett vorgestellt. Dann wissen die, wer da draußen vor ihrer Haustüre steht und haben auch die Entscheidungskraft darüber zu sagen “Hey hör mal, wir fühlen uns da nicht wohl bei”. Das sind zwei Vorteile: Einmal kennen die Leute mich und ich darf da pennen und zum anderen muss ich nicht nachts unruhig schlafen, mit der Angst, dass da plötzlich die Polizei vor meiner Autotür steht und ich eine Strafe bezahlen muss oder so.

Sebastian: Das ist natürlich clever. Da fallen mir gleich mal zehn Fragen zu ein: Wie war die Resonanz der Leute, die du gefragt hast, ob du da schlafen darfst?

Lisa: Ich habe tatsächlich nur einmal eine Familie, die gesagt hatte “Das ist gerade ein bisschen ungünstig. Willst du dich lieber woanders hinstellen?” Aber ansonsten sagen die eigentlich alle “Ja”. Manchmal sieht man denen an, dass sie nicht so recht wissen, was sie davon halten sollen, aber nur weil sie unsicher sind. Aber das bin ich ja auch. Von daher ist das alles kein Problem. Nach der ersten Nacht merken die “Ah ja, die ist cool. Vor der brauchen wir keine Angst haben. Die ist nicht laut. Die lässt uns unseren Raum, die hinterlässt keinen Dreck.” Das sind diese Benimmregeln. Wenn du die einhältst, dürfte das alles kein Problem sein.

Sebastian: Du hast auch mehrere Nächte an einem Ort oder vor deren Häusern geschlafen?

Lisa: Ja. Also, in Camps zum Beispiel, das ist wirklich ungünstig. Da ist kein Rückzugsort, wenn du in Stadtnähe campen möchtest. Da gibt es eigentlich keine Möglichkeit. In manchen Hostels ist es so geregelt, dass du dich mit deinem Camper vor's Haus stellen kannst, wenn du eine Hostel-Gebühr zahlst und du kannst dann da ein bisschen billiger in deinem Auto campen. Das habe ich nicht gemacht. Ich bin einfach von der Straße direkt am Strand ein bisschen weiter landeinwärts in die Stadt gefahren, so drei, vier Straßen und habe mir dann einen coolen Platz gesucht und habe dort, jemanden der gerade zufällig draußen stand vor seinem Haus gefragt, ob das okay ist, wenn ich hier nachts campe. Und da war ich dann tatsächlich zwei, drei Wochen nachts immer vor seinem Haus und bin dann tagsüber da weggefahren. So hat der mich nicht gesehen, wusste aber dass ich da bin und hatte aber auch keine Angst, dass ich irgendwas mache.

Sebastian: Okay, cool. Das ist natürlich spannend. Und diese ganzen anderen Plätze, wo du geschlafen hast, zum Beispiel im Outback oder auf irgendwelchen Parkplätzen oder Raststationen die kostenlos waren: Wie hast du die gefunden? Ich weiß, in Westaustralien gibt es zum Beispiel einen Guide, den man sich für ein paar Dollar in jedem Buchhandel kaufen kann, wo diese kostenlosen Parkplätze und Campingplätze drin sind. Hast du auch darauf zugegriffen oder wie hast du das herausgefunden?

Lisa: Anfangs wollte ich mir immer so ein Heft kaufen, wo tausende von Campingplätzen drin stehen, aber das war mir mit 30 bis 50 Dollar einfach zu teuer.

Sebastian: Wobei sich das wahrscheinlich lohnen würde, oder?

Lisa: Ja, nein. Ich bin zwei Wochen mit Freunden unterwegs gewesen in einem Four-Wheel-Drive. Das war ganz am Anfang und die hatten so ein Heft und wir sind immer losgefahren und haben uns Dinge angesehen und abends, als es dann dunkel wurde und wir uns irgendwohin hinhauen wollten, haben wir gar nicht mehr da rein geguckt, weil alles was da drin stand, war schon zu weit weg und wir wollten da nicht mehr hinfahren. Und dann haben wir uns immer Plätze gesucht, die uns auch gepasst haben. Das Heft ist cool und sicher nützlich. Die Sache ist nur: Entweder sind die Plätze dann meistens etwas weiter weg oder es ist natürlich durch Zufall gerade praktischerweise einer in der Nähe oder du legst deine ganze Reise nach diesem Heft aus, was ja auch nicht Sinn und Zweck ist. Deswegen habe ich mir keins gekauft.

Dann gibt es zum Beispiel noch eine App, ich glaube, die heißt Wiki-App. Die benutzen auch viele. Ich weiß nicht, ob ich dazu raten soll, weil da natürlich jeder Backpacker Einträge machen kann, wo er geschlafen hat; ob er das weiter empfehlen kann und das ist natürlich auch nicht legal. Da gibt es viele Tipps, wo dann auch massenweise Camper aufschlagen und dann regelmäßig die Polizei dort aufkreuzt, weil die die Anwohner stören. Weil das einfach zu viele sind und weil diese Plätze nicht als Camp-Spots vorgesehen sind. Das kann schon nützlich sein, aber man sollte sich da nicht drauf verlassen und auch nicht davon ausgehen, dass das okay ist, sich dahin zu stellen.

Sebastian: Stimmt, ich habe das damals auch gemerkt. Wir hatten auch so ein Heft und wir hatten auch Wiki-Camps, die App.

Lisa: Ah genau, so heißt das.

Sebastian: Das Problem ist einfach nur, dass alle dieses Heft oder diese App haben und entsprechend diese Schlafplätze oftmals schon sehr früh voll sind.

Lisa: Genau.

Sebastian: Das kann dann auch mal passieren.

Lisa: Dann kommst du nach Australien mit der Vorstellung, dass du an einsamen Stränden campst. Dann holst du dir diese App und dann gehst du dahin und dann sind da 10-15 einsame Camper an diesem Strand.

Sebastian: Ja, ja, das stimmt.

Lisa: Ich bin da tatsächlich immer rumgefahren und habe mir die Plätze nach Gefühl gesucht und hatte da auch zu 99% immer Glück.

Sebastian: Und dieses 1% Unglück; was ist da passiert?

Lisa: Einmal bin ich von einem Ranger aufgeweckt worden. Da habe ich dreisterweise in dem Stadtpark von Bundaburg gecampt und habe wohl etwas verschlafen und war dann halt um 10 Uhr noch in meinem Camper und dann kam der Ranger und wollte mir natürlich einen Strafzettel verpassen, weil ich in dem Stadtpark gecampt habe, was natürlich nicht erlaubt ist. Dann habe ich mit ihm freundlich unterhalten und habe ihm erklärt, dass ich das nicht wusste und dass es mir leid tut. Ich habe gedacht, es ist okay, wenn ich hier nachts stehe und ganz leise bin und keine Unruhe stifte. Können Sie nicht ein Auge zudrücken? Ich bin auch ganz schnell weg. Dem war es nicht so recht, aber durch dieses sehr freundliche und verständnisvolle und Einsicht zeigen, was ja auch nur menschlich ist, zeigen die natürlich auch Einsicht. Die sind dann auch zuvorkommend und drücken mal ein Auge zu; machen ihre eine gute Tat pro Tag, die sie dann ihren Freunden erzählen, wo sie ganz nett waren zu einem Backpacker. Dann hat er ein Auge zugedrückt und hat gemeint: “Du, ich bin jetzt noch nicht hier gewesen. In 10 Minuten komme ich aber her. Dann bist du bestimmt weg” und dann ist er weggefahren und ich bin abgehauen.

Sebastian: Da hast du Glück gehabt.

Lisa: Ja, es kann natürlich auch anders ausgehen, aber diese Grundregel: Einsicht zeigen, respektvoll sein und nicht mit unfreundlichen Argumenten kommen – das bringt natürlich sehr viel.

In den Snowy Mountains habe ich auch direkt in einem Park von ein paar Wohnhäusern gecampt und da habe ich auch – um sicher zu gehen – erst mit den Einwohnern geredet und wie gesagt: Freundlichkeit und Respekt ist der Schlüssel zum Backpacker-Glück.

Sebastian: Ja, das sehe ich auch auf jeden Fall so. Es gibt auch viele, die es nicht damit haben und entsprechend auch den Ruf des Backpackers in den Dreck ziehen.

Lisa: Ja, die versauen es damit für nachfolgende Generationen. Dadurch wird Australien ja immer strenger und es kommen immer mehr Verbote, weil die Backpacker sich nicht benehmen können.

Sebastian: Wenn ich mir anschaue, dass zum Beispiel in Sydney und in Brisbane – also in den Großstädten – oftmals solche regelrechten Sauforgien in Parks veranstaltet werden, wo jeder seinen Dreck hinterlässt und das dann einfach groß in den Medien erscheint – das hilft nicht dem Image des Backpackers, dass er auch wenn er noch so viel Geld in das Land rein bringt und noch so viel für die Wirtschaft tut, indem er für recht günstigen Lohn und steuerfrei auf den Farmen arbeitet, aber da muss sich jeder selber an den Kopf packen und einfach mal die Verantwortung tragen und sagen “Wenn ich hier schon als Gast bin, dann muss ich mich auch als Gast benehmen und auch wenn das ein ganzes Jahr als Gast ist”.

Lisa: Ja, genau. Es macht mich schon immer traurig, das dann so zu sehen. Ich selber trinke ja keinen Alkohol und wenn, dann ganz, ganz wenig. Von daher kann ich dieses Partyverhalten nicht ganz nachvollziehen. Aber es spricht auch alles nichts dagegen, wenn man das dann alles sauber hinterlässt und keinen Schaden anrichtet. Da muss man halt auch daran denken, dass andere dann auch noch als Backpacker herkommen wollen und eine schöne Zeit genießen möchten.

Sebastian: Ja, richtig. Jetzt geht es heute primär um das Thema Geld und Kosten und Ausgaben, was wir eigentlich wenig angesprochen haben. In deinem Blogpost sieht man sehr gut, wieviel du pro Monat ausgegeben hast. Dabei fällt einem aber auch auf, dass sich die Werte von Monat zu Monat ändern. Ich habe mal nachgeschaut: Bei durchschnittlich 20 bis 25 Dollar pro Tag, hast du im November durchschnittlich gerade mal 3,57 Dollar pro Tag ausgegeben. Wie kam das?

Lisa: Da muss ich selber gerade mal gucken. Es gibt ja drei große Supermarktketten in Australien. Das wäre einmal der Aldi – der deutsche Aldi -, dann Woolworth und Coles. Ich bin immer zwischen den dreien hin- und her und habe natürlich Preis verglichen und habe mir billige Lebensmittel gekauft und von diesen billigen Lebensmitteln, die drittbilligste Variante von diesen drei Angeboten. Dadurch bin ich auf mal 15 Dollar pro Tag gekommen, mal 3,57 Dollar wie du sagst im November. Ich denke, der November war der Monat, wo ich als Volunteer an der Sunshine Coast gearbeitet habe. Da habe ich zum Beispiel das Essen umsonst bekommen. Ich habe zwar die Hälfte der Zeit immer noch in meinem Camper geschlafen, aber durch das Essen, was ich bekommen habe, habe ich unglaublich viel Geld gespart. Das waren nur Kleinigkeiten, die ich mir so zwischendurch noch gekauft habe, als Ergänzung. Dadurch bin ich auf die 3,57 Dollar gekommen.

Sebastian: Okay, spannend. Hast du neben diesem Job an der Sunshine Coast noch woanders gearbeitet?

Lisa: Nee, gar nicht. Ich habe fünf Jahre bevor ich los bin gewusst, dass ich nach Australien will und drei Jahr vorher habe ich aktiv angefangen, mir neben der Schule Geld zur Seite zu legen und zu arbeiten. Dann bin ich mit 7.000 Euro nach Australien runter. Die haben auch gereicht und durch den Wechselkurs habe ich dann sogar noch Geld übrig gehabt.

Sebastian: Cool! Das ist super, aber natürlich hast du dir dann dadurch das zweit Jahr für dieses Work and Travel Visa nicht erarbeitet.

Lisa: Nee, das habe ich nicht bekommen, weil ich mir dann auch gedacht habe: So wenig, wie ich jetzt hier arbeite, muss das ja auch nich unbedingt sein. Ich kann mir ja auch einfach ein Touristenvisum besorgen und dann wiederkommen. Dann darf ich zwar nicht arbeiten, aber okay. Ich komme ja auch nicht nach Australien, um dann zu arbeiten, sondern um das Land zu sehen und Urlaub zu machen. Auch was, was ich bei vielen Backpackern nicht verstehe: Die kommen nach Australien, wollen das Jahr ihres Lebens erleben und dann stürzen die sich sofort auf Arbeit oder auch auf Farmen. Farmarbeit kann ich wirklich nicht empfehlen. Es wird so groß angepriesen als das Backpackererlebnis schlechthin, aber Farmarbeit ist körperlich sehr schwere Arbeit und in den meisten Fällen, nicht immer, aber in den meisten Fällen so schlecht bezahlt, dass du mit plus/minus Null dort wieder weggehst. Und in ganz blöden Fällen ist es dann auch so, dass du dort arbeitest und am Ende arbeitest du nur noch, damit du dort dein Essen bekommst, weil die Ausgaben, die du dort trägst meistens gerade so gedeckt werden von dem, was du verdienst.

Sebastian: Ja, ich glaube, das ist so und so. Es gibt ein paar Jobs in der Farmarbeit, die recht gut bezahlt werden, aber es gibt auch manche, die sehr schlecht bezahlt werden. Das was du sagst, stimmt auf jeden Fall, das habe ich auch schon oft gehört. Ich für meinen Teil habe damals auch sowas wie ein Work and Travel gemacht, wobei ich das eigentlich immer nur an einem Ort gemacht habe in Brisbane und konnte davon überdurchschnittlich gut leben und habe auch sehr viel Geld mitgenommen. Ich konnte mir auch alles leisten. Aber das stimmt schon, dass viele sich sehr wenig ansparen, bzw. man muss ja für das Work and Travel Visum 3.500 Dollar vorweisen auf dem Konto, um in das Land reingelassen zu werden, obwohl das meistens eigentlich nicht gecheckt wird . Das sparen die meisten Leute an.

Lisa: Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo die Info herkommt, dass man das Geld nachweisen muss. Steht das irgendwo? Ich habe das zwar auf vielen Blogs gelesen, aber auf keiner offiziellen Seite.

Sebastian: Vielleicht ist das heutzutage anders. Ich weiß, dass es 2008 auf jeden Fall so war. Da stand es auch noch auf der Immigration Seite von Australien. Ob das heute noch so ist, das weiß ich nicht. Aber was ich damit sagen möchte ist, dass viele Leute nur das Minimum ansparen, womit sie vielleicht für ein, zwei Monate überleben und dann vor Ort auch gezwungen sind, soviel zu arbeiten, dass sie vielleicht so eine Erfahrung machen, wie die, die du gerade erwähnt hast.

Was ich total krass finde ist, dass du 1.936 Dollar in den ersten fünf Monaten ausgegeben hast.

Lisa: Ja, also, da müsste ich selber erstmal gucken, aber das kommt ungefähr hin. Ich war da selber überrascht, als ich das durchgerechnet habe.  

Sebastian: Soll ich dir mal sagen, warum ich das krass finde? Wir waren letztes Jahr in Westaustralien unterwegs, Line und ich, für fünf Wochen und wir haben in fünf Wochen ungefähr 5.000 Dollar ausgegeben.

Lisa: Wow!

Sebastian: Ja, weil wir gerade bei dem Thema Geld sind – ich weiß nicht genau, wieviel wir ausgegeben haben, aber wir haben schon so 5.000 – 6.000 Dollar in fünf Wochen ausgegeben. Wenn man diese zwei Lebensstile einfach mal ein bisschen vergleicht, damit man sich ein Bild machen kann, was man haben kann und wie viel es kostet.

Lisa: Also, hier ist das Auto natürlich nicht dabei, ne? Das kommt natürlich so zustande, weil ich entweder in meinem Camper gepennt habe oder Couchsurfing gemacht habe und extrem sparsam bin. Ich habe in den ganzen 11 Monaten, in denen ich in Australien war, habe ich nur drei Touren mitgemacht und selber bezahlt. Also offiziell geplante Touren von irgendwelchen Organisationen. Den Rest habe ich mir selber zusammen gepuzzelt. Wenn ich gehört habe: Da gibt es Frasier Island Touren mit einem Four-Wheel-Drive Bus, dann habe ich geguckt, ob man da auch ohne Tour hin darf. Und wenn ja: Was muss ich alles beachten; was kommen da für Ausgaben auf mich zu? Und dann habe ich alles durchgerechnet und wäre für 105 Dollar, drei Tage selber unterwegs gewesen, wo du normalerweise 450 Dollar – bei dem Beispiel mit Frasier Island Touren – bezahlst. So rechnet sich das natürlich alles zusammen.

Auch im Supermarkt: Wenn du Toast hast für 2 Dollar oder für 1,50 Dollar. Wenn du immer die für 1,50 Dollar nimmst – Cent-Beträge häufen sich auch auf.

Sebastian: Absolut! Genau darauf wollte ich hinaus. Wenn man diese zwei Reisestile einfach mal vergleicht, um den Leuten zu zeigen, was möglich ist. Ich weiß zum Beispiel, dass Frasier Island ziemlich teuer, aber ziemlich geil ist. Es lohnt sich. Ich war damals 2008 mit meinem eigenen Auto dort. Ich hatte einen Four-Wheel-Drive, konnte mir das Geld also auch sparen und konnte da fünf Tage rumfahren. Ich musste nur die Fähre zahlen und vor Ort eine Gebühr für's Zelten, aber das war's.

Wenn ich mir zum Beispiel anschaue, wo wir letztes Jahr in Westaustralien unterwegs waren – ich habe jetzt gerade mal die App geöffnet -, da habe ich sehr akribisch wie du alles aufgeschrieben: Wir waren 34 Tage unterwegs und haben 5.863,77 Euro ausgegeben.

Lisa: Krass!

Sebastian: Das ist aber inklusive des Campers, den wir gemietet haben und weil wir auch als Reiseblogger, Youtuber und Podcaster immer online sein müssen, haben wir unglaublich viel Geld für Internet ausgegeben. Wir haben über 500 Euro in 5 Wochen für Internet ausgegeben. Wir haben 1.000 Euro für Unterkunft ausgegeben, obwohl wir einen Camper-Van hatten, weil wir ständig an Strom angesteckt sein mussten, um unsere Laptops usw. aufzuladen. Und wir sind viel Essen gegangen. Wir haben in 5 Wochen 1.000 Euro zum Essengehen und 800 Euro zum Einkaufen ausgegeben.

Lisa: Ja, also ich kann mich nicht erinnern, dass ich mal in Australien essen gegangen bin, muss ich gestehen.

Sebastian: Und damit möchte ich einfach mal zeigen, was du gemacht hast, finde ich eine richtig stolze Leistung. Totaler Respekt! Da sieht man einfach, dass Reisen immer geht. Reisen muss nicht viel Geld kosten und das finde ich einfach total klasse. Aber du hast nicht immer nur total sparsam gelebt und immer nur auf jeden Cent geachtet. Du hast auch viel unternommen.

Lisa: Ich muss noch kurz vorher etwas sagen, wegen Internet, Strom und alles: Internet ist in Australien natürlich sehr, sehr teuer. Da kann ich zustimmen. Was wir gemacht haben ist, wir sind in Büchereien zum Beispiel gegangen. Dort hat man auch immer eine begrenzte Zeit kostenlos Internet zur Verfügung. Das ist natürlich als Blogger nicht zuverlässig, weil das Internet meist eine schlechte Verbindung hat und man mehr Zeit braucht, als man dort kostenlos zur Verfügung gestellt bekommt. Aber es gibt auch in den meisten Städten irgendwelche Hotspots, wo man sich mit dem Handy mal einloggen kann. Wenn man nicht jemand ist, der beruflich Internet regelmäßig und in guter Qualität braucht, dann gibt es da genug kostenlose Varianten, wo man sich eben mal kurz einloggen kann.

Sebastian: Das haben wir auch ab und zu gemacht, ja.

Lisa: Und mit dem Strom: Ich hatte natürlich auch meinen Laptop mit dabei. Da gibt es an vielen Rastplätzen oder Shopping-Center immer Steckdosen. Wenn man sich da mal ganz unauffällig hinsetzt und was zum Aufladen anschließt, dann geht das meistens auch klar. Das hatte ich auch keine Probleme. Ich hatte auch nie ein leeres Handy oder so. Das konnte ich immer irgendwo aufladen und meistens trifft man dann auch Menschen, die einem mal eine Dusche anbieten oder mal ein Bett und da kann man seine Sachen ja auch aufladen. Das ist alles kein Problem.

Sebastian: Ja, das sind super Tipps und das Krasse ist, wenn man diese zwei Reisestile miteinander vergleicht, dann hast du am Ende deiner 11 Monate 8.190 Dollar ausgegeben, was ich Wahnsinn finde.

Lisa: Ja, das war schon krass. Wenn man das runter rechnet bei einem Wechselkurs von 1 Euro zu 1,47 Dollar, dann sind das knappe 5.600 Euro. Und das war natürlich weniger, als die 7.000 Euro, die ich mir angespart hatte und dadurch hatte ich noch etwas übrige. Und wenn man das Auto verkauft, dann kann man natürlich auch wieder ein bisschen Geld wieder bekommen.

Sebastian: Ach ja genau. Da wollte ich nochmal drauf eingehen. Du hattest ja gesagt, Du hattest in Melbourne so unglaublich Pech gehabt.

Lisa: Ja, ich hatte jemanden gefunden. Ein Mädel. Die wollte mir mein Auto abkaufen und konnte aber nur anzahlen. Und so naiv, wie ich war, dachte ich mir: Okay, dann nehme ich die Anzahlung und nehme den Autoschlüssel mit und lasse mir den Vertrag von ihr schon unterzeichnen. Und wenn ich den Rest des Geldes habe, dann schicke ich ihr den Schlüssel und Vertrag zu. Und dann hatte ich diese Anzahlung, aber habe nie wieder von dem Mädel gehört. Sie hat mir dann immer mal Nachrichten geschickt – es gibt Probleme; sie hat gerade kein Geld und sie kann das nicht überweisen.  

Sebastian: Sie hat das Auto schon gehabt?

Lisa: Das Auto stand in dem Garten von einem Bekannt von ihr. Nur abgeschlossen. Und ich dachte, so ein abgeschlossenes Auto ist sicher.

Sebastian: Das kann man ja nicht irgendwie aufbekommen.

Lisa: Nein! Auf gar keinen Fall… Das ist absolut einbruchssicher. Irgendwann bekam ich eine Nachricht: Leute wären in den Garten eingebrochen und hätten das Auto zerschlagen. Aber ein Beweisfoto wollte sie mir natürlich nicht schicken. Also, das Auto habe ich natürlich nie wieder gesehen, auch nicht das Geld. Ich hatte nur diese kleine Anzahlung von etwas über 1.000 Euro. Aber ich meine, gut. Das Auto war jetzt auch Schrott, wenn man das nett ausdrückt. Ich hätte mich mit den 1.000 Euro eigentlich auch glücklich schätzen können.

Sebastian: Krass! Wo kam das Mädel her?

Lisa: Die war aus Melbourne.

Sebastian: Ach, das war eine Australierin?

Lisa: Genau, die fand einfach, dass der Camper-Van cool aussieht mit seiner Bemalung und wollte den deshalb haben und umbauen.

Sebastian: Das war eine Australierin?

Lisa: Genau. Das war eine Australierin. Ihre Eltern waren glaube ich Deutsche oder ihre Großeltern. Also, irgendwelche Generationen waren da wohl mal aus Deutschland, aber sie war Australierin.

Sebastian: Ja, also jeder Australier ist irgendwie halber Europäer oder ein Viertel Europäer, aber ja, krass. Da sieht man auch wieder, dass in den coolsten Ländern, es richtig coole Leute gibt, wie die zwei Damen, die dir 50 Dollar gegeben haben und dass es richtige Scheißleute gibt, wie dieses Mädel, dass dir quasi den Camper abgenommen hat. Aber das haben wir hier in Deutschland genauso. Wir haben tolle Menschen in Deutschland, die sehr hilfsbereit sind und wir haben auch ganz schlimme Menschen in Deutschland, die sehr fremdenfeindlich sind.

Lisa: Ja, genau. Da muss man einfach mit Bauchgefühl rangehen und ein bisschen Menschenkenntnis und dann läuft das, wie überall anders auch.

Sebastian: Ja, aber du hast eine richtig coole Geschichte erzählt über deine Zeit in Australien und wie sie geendet hat mit deinem Auto. Ich für meinen Teil, ich hatte dieses Auto für 4.000 Dollar gekauft, 3.000 Dollar investiert, also mehr oder weniger ein Geldwert von 7.000 Dollar und ich musste es dann für 950 Euro verkaufen. Also, da habe ich auch nicht den Deal meines Lebens mit gemacht. Aber so ist das glaube ich leider in Australien mit den Autos. Was ich ja vorhin schon gesagt habe: Irgendwie versucht jeder den anderen über's Ohr zu hauen.

Lisa: Aber was ich da jetzt im Nachhinein gelernt habe ist zum Beispiel: Wenn du nach Australien gehst und ein Auto kaufst, kaufe es nicht von Backpackern, sondern kaufe es von Australiern. Da gibt es diese zwei Autoszenen: Einmal diese schlechten Autos für die Backpacker und einmal die guten, die ganz normal die Australier benutzen. Das ist genau wie in Deutschland: Ein älteres Ehepaar zum Beispiel, was nicht mehr viel fährt. Die Autos sind meistens super in Schuss. Ältere Pärchen kümmern sich sehr gut um ihre Autos, aber benutzen sie kauf. Das heißt, wenn so jemand sein Auto verkauft, such dir solche Leute und kauf dir solche Autos oder Four-Wheel-Drives und bau die auf deine Ansprüche um. Das ist immer noch viel, viel billiger und vor allem auch sicherer von der Qualität der Autos, als wenn du sie von Backpackern kaufst.

Das Auto hältst du dann gut in Schuss und wenn du es verkaufst, dann verkaufe es an Backpacker und du kannst es zu einem richtig guten Preis verkaufen, weil es noch top in Schuss ist oder bau alles wieder raus und verkaufe es wieder an Australier. Dann hast du bessere Qualität und bekommst meistens auch viel mehr Geld wieder, als das was du ausgegeben hast.

Sebastian: Ja, das ist ein sehr, sehr guter Tipp. Sehr schön! Dann kommen wir so langsam ans Ende dieser Folge. Ich finde, es hat Spaß gemacht, sich mit dir darüber zu unterhalten. Es ist ein spannendes Thema, wie ich finde, denn Australien gilt als ein sehr teures Land und ich finde, wenn man dich und deine Reise mal als Beispiel nimmt, dann kann man sehen, dass man sich auch sehr teure Länder, wie Australien sehr einfach leisten kann.

Hast du zum Schluss weitere Tipps für die Zuhörer, die vielleicht bald nach Australien wollen für ein Work and Travel, für eine Rundreise?

Lisa: Mein Tipp, an den ich mich immer halten würde ist: Geh nicht nach Australien, um zu arbeiten und dir dein Geld dort zu verdienen, sondern verdiene es dir im Voraus und zwar minimum 7.000 Euro. Dann kannst du auf Sparflamme leben und musst nicht arbeiten. Du schaffst das locker. Ausgeschlossen sind dann natürlich große Alkoholorgien oder so, was da sehr teuer werden kann.

Sebastian: Weil Alkohol sehr teuer ist.

Lisa: Ja, ich habe keinen Alkohol getrunken. Wenn ich mal ein Bier ausgegeben bekommen habe oder so, aber ansonsten habe ich mir nie Alkohol gekauft. Auch Fleisch ist sehr teuer. Da ich kein großer Fleischesser bin, hatte ich auch da keine Ausgaben. Aber mit 7.000 Euro als Grundbasis kann man echt viel machen. Ich würde nicht das Risiko eingehen und mit kaum Geld runter nach Australien kommen mit der Vorstellung: Ich kriege da schnell einen Job und erarbeite mir viel Geld. Weil das entspricht nicht mehr der Realität. In Australien gibt es massenweise Backpacker, die wollen alle einen Job und es gibt einfach nicht mehr so viele Jobs, weil es zu viele Backpacker gibt.

Viele nehmen sich die Backpacker auch zu Nutze als billige Arbeitskraft. Natürlich kann man auch Glück haben und richtig viel Geld verdienen, aber man sollte sich da nicht drauf verlassen. Lieber das Geld im Vorhinein mitbringen und wenn man dann bock zum Arbeiten hat, dann nochmal arbeiten, aber bring das Geld lieber mit.

Sebastian: Super! Lisa, herzlichen Dank für deine Zeit; für diese tolle Podcast-Folge und dann wünsche ich dir noch einen wunderschönen Tag und dann hören wir uns bald mal wieder!

Lisa: Ja gerne. Dir auch!

Sebastian: Bis dann!

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Sebastian Canaves
Reiseblogger, Buchautor, Abenteurer
Ich bin Sebastian und habe Off The Path 2011 gegründet. Als Reise-Experte versuche ich dir die schönsten Orte, Sehenswürdigkeiten und Erlebnisse auf der ganzen Welt auf diesem Blog näherzubringen!
sebastian canaves
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2 Kommentare

  1. Ich krieg mich nicht mehr ein 😀 ich hab mir tatsächlich mein eigenes Interview in voller Länge angehört und konnte nicht wegschalten. War wirklich cool, freu mich, dass ich dabei sein durfte und hoffe das ich damit ganz vielen Backpackerseelen helfen konnte. Alles Liebe, Lisa

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